
Die Ideen der Systemtheorie haben zu Recht Einzug in die Organisationsentwicklung gehalten. Immer wieder stellt sich jedoch die Frage, was “systemisch” dann tatsächlich im Beratungsalltag bedeutet. Wir haben Jana und Katharina von Jakale gefragt, was ihr Verständnis davon ist - und für die Fragen angestrengt versucht alles zu vergessen, was wir selbst über Systemtheorie wissen :)
Wir freuen uns, dass ihr euch für ein Interview bereit erklärt habt. Wir sind ins Gespräch gekommen, als ihr mit eurem Unternehmen online gegangen seid. Offensichtlich gibt es hier tolle News. Damit wir uns ein Bild von euch machen können: Wer seid ihr?
Hallo Florian, wir sind Jana und Katharina und haben gemeinsam Jakale gegründet. Als Jakale ist es unsere Vision, ein Umfeld für persönliches und berufliches Wachstum zu schaffen. Mit unseren Formaten wie Coaching, Training oder Workshops, bringen wir unsere Kunden vom Denken ins Tun.
Jetzt war euer spontaner Vorschlag, das Interview zu dem Thema „Systemisches Denken erleichtert das Leben“ zu führen. Auch wenn die Systemtheorie immer bekannter geworden ist, erläutert doch kurz, was für euch das Wesen systemischen Denkens ist.
Wir denken und handeln ganz nach unserem Motto: Lösungen lauern überall. Dieser Satz gibt für uns den Kern des systemischen Denkens wieder.
Es gibt für uns kein “nie” und “immer”, kein “schwarz” und “weiß”, sondern vielmehr eine Vielzahl an Möglichkeiten die sich auftun, wenn man bereit ist, die eigene Komfortzone zu verlassen und einen Blick um die Ecke zu werfen.
Für komplexe Fragestellungen gibt es keine vorgefertigten Musterlösungen. Vielmehr ist jedes System, also auch jedes Team oder jede Organisation, selbst fähig, seine eigenen Lösungen zu finden. Ab und zu braucht es auf diesem Weg jemanden, der einen an die Hand nimmt. Da kommen wir als systemische Berater ins Spiel und unterstützen in diesem Prozess.
Vielen Dank. Jetzt stelle ich mir vor, ein Geschäftsführer eines Unternehmens kommt mit einem bestimmten Anliegen zu euch. Und dann sagt ihr: “Das können wir nicht beantworten, das System findet seine Lösung selber.” Was erklärt ihr dem, wenn der sagt: “Wozu frage ich dann ExpertInnen, wenn die mir nur sagen was ich schon weiß? Ich will doch neue Ideen.”
Wir sind ExpertInnen für den Prozess. Das Unternehmen kennen Sie selbst am besten. Wir unterstützen Sie dabei neue Ideen zu finden, indem wir geeignete Formate konzipieren und moderieren, die Raum schaffen Neues auszuprobieren und auf Bewährtes zurückzugreifen. Wir beleuchten Ihre Situation gemeinsam mit Ihnen, werfen auch einen Blick in die Vergangenheit und nach bisherigen Lösungsideen. Als Unternehmen haben Sie alle notwendigen Ressourcen, um auch die aktuelle Herausforderung zu meistern - mit unserem Wissen kommen Sie ins Tun und gehen für die Zukunft gestärkt aus dem gemeinsamen Entwicklungsprozess.
Alles verändert sich, wenn Du es veränderst
Aber ist dieses Vorgehen dann nicht sehr limitiert? Wenn von euch keine neuen Informationen kommen, dann kann die Organisation ja nur auf Dinge kommen, die sie selbst schon kennt.
Unsere Arbeitsweise ist das Gegenteil von limitiert. Wir sehen keine Grenzen sondern denken in Möglichkeiten. Wir arbeiten mit Hypothesen, das heißt wir teilen unsere eigenen Ideen, Gedanken und Erfahrungen. Diese kommunizieren wir aber nicht als einzig richtigen Weg. Vielmehr teilen wir unsere Hypothesen, um den Klienten zu ermöglichen, das Thema aus einer anderen Perspektive zu betrachten, bisher Unbekanntes sichtbar zu machen und Dinge anzusprechen, die vorher nicht besprechbar waren.
Es geht aber nicht darum DIE richtige Hypothese aufzustellen, es geht darum den Möglichkeitsraum zu erweitern und Innovationen hervorzubringen.
Wie kommen dann neue Informationen in die Organisation und warum nicht durch euch? Ist es nicht sehr hilfreich für Teilnehmer eurer Workshops, einen Blick über den Tellerrand zu erhalten? Für manche Fragestellungen gibt es ja auch etablierte Lösungen. Kann das nicht sehr schnell künstlich werden, wenn die systemischen Berater solche Lösungen kennen, sie aber nicht mitteilen, weil die Organisation auf ihre eigenen Lösungen kommen muss?
Geht es um reine Informationsvermittlung im Sinne von Wissensvermittlung, wäre das Format ein anderes. Dann wäre es vermutlich ein klassisches Training.
Ein Workshop wie wir ihn anbieten lebt davon, dass wir die Teilnehmer mit unseren Formaten in den Austausch, ins Erleben und ins Arbeiten bringen. So lernt man unserer Ansicht nach am Meisten. Vorgekautes Wissen gibt es bei uns nicht, wir stellen sehr gerne unsere Ideen und Best Practices zur Verfügung.
Einen Blick über den Tellerrand hinaus ermöglichen wir dadurch, dass wir mit Methoden arbeiten, die Neues, bisher nicht Bekanntes, sichtbar machen und eine vertrauensvolle Atmosphäre für die Teilnehmer schaffen.
Habt ihr ein Beispiel für so eine Methode, die bisher nicht Bekanntes sichtbar macht?
Eine Methode, die wir gerne verwenden, ist die Methode der “Neurological Levels” nach Robert Dilts. Möchte ein Team beispielsweise eine gemeinsame Vision entwickeln, gehen wir gemeinsam mit ihnen auf eine mentale Zeitreise. Durch unsere Anleitung und Moderation erleben die Teammitglieder ihren persönlichen Zielzustand auf unterschiedlichen logischen Ebenen, wie Verhalten, Kontext und Umfeld und stoßen auf unbewusste Ideen und Gedankengänge, die ihnen zuvor nicht zugänglich waren.
Durch das Future-Pacing, das heißt dem imaginativen Blick in die Zukunft, erleben die Teilnehmer*innen ihre Vorstellung der Vision mit allen Sinnen. Nach der Zeitreise wird aus den diversen persönlichen Zielzuständen mithilfe von Reflexionsfragen eine gemeinsame Vision erarbeitet.
Jetzt heißt der Titel ja: “Systemisches Denken erleichtert das Leben”. Was es im Bezug auf Beratung bringt, haben wir ja schon besprochen. Inwiefern hilft es denn im gesamten Leben?
Bei dieser Frage zitieren wir gerne Rio Reiser: „Alles verändert sich, wenn Du es veränderst“. Menschen können als Elemente in lebenden, sozialen Systemen verstanden werden. Alle Elemente solcher Systeme sind miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig (nach Dr. Gunther Schmidt). Wer sich dieses Mechanismus bewusst ist, kann dieses Wissen im Alltag umsetzen. Sowohl im beruflichen Kontext als Führungskraft oder Kollege als auch im Familien - oder Freundeskreis.
Ich kann andere Menschen nicht verändern, sondern nur mich selbst und mein eigenes Verhalten. Wenn ich mich verändere, kann schon eine kleine Bewegung dazu führen, dass sich auch in meinem Umfeld etwas bewegt.
Auch hier gibt es keine Garantie, aber das Ausprobieren lohnt sich!

Jana Hollmann und Katharina Knab von Jakale
Als systemische Berater stärken und enablen wir Organisationen in München -
Startups sowie Corporates - dazu, ihre eigenen Lösungen zu finden.
Für komplexe Fragen gibt es keine vorgefertigten Musterlösungen.
Wir verstehen uns als Prozessbegleiter und unterstützen Teams
in ihrem Entwicklungsprozess zu neuer, guter Zusammenarbeit.
Durch das Interview führte Florian Zapp