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Agile Baustellentoiletten

 

Vier Perspektiven zum selben Thema

 

In vergangener Zeit wurden wir häufig für Keynotes zu Themen wie „Agilität, was ist das?“, „New Work in Organisationen“ oder „Agiles Führen“ gebucht. Vom Konzern, über Stiftung und Verband, bis hin zum Kleinunternehmen, viele wollen etwas zu diesen Themen wissen. Mehrere Jahre thematischer Erfahrung sollen dafür in 90 Minuten gut verpackt werden und die Teilnehmer inspirieren und informieren.

 

Wir gehen dabei in der Regel so vor, dass wir zu Anfang die Entwicklung der Organisationsformen beleuchten. Dabei stellen wir fest, dass wir seit fast 200 Jahren keinen großen Systemwechsel erfahren, sondern die Hierarchiepyramide schlichtweg optimiert haben.

 

Als nächstes beleuchten wir die vier großen Treiber der Wirtschaft, die von allen Seiten auf diese Pyramide drücken. Dabei erklären wir, dass man den neuen Herausforderungen nicht mit alten Mitteln begegnen kann. Denn die VUCA-Welt ist zu ambivalent und schnelllebig, als dass wir sie mit noch mehr Meetings und Checklisten beherrschen könnten.

 

Die Lösung liegt in der Agilität. Damit diese nicht (noch mehr) zu einem Buzzword verkommt, erklären wir ihre vier Säulen, die Kernansätze und handfesten Ideen dahinter. Daraus entwickeln sich die Grundlagen der agilen Führung und wir steuern zum Ende der knappen Zeit auf Möglichkeiten der Implementierung und Transformation zu (dazu mehr in einem folgenden Blog-Artikel).

 

In diesem Artikel wollen wir nicht den Versuch wagen, die Inhalte einer solchen Keynote ausführlich aufzuzählen, zumal schon die 90 Minuten sehr knapp sind, um Why? How? und What? zu vermitteln. Vielmehr wollen wir eine Erkenntnis teilen, die wir gemacht haben: unser Publikum lässt sich „vierteln“. Nicht im rechnerischen Sinne, sondern was die vier Meinungen und Perspektiven angeht:

 

Erste Perspektive: „So ein Quatsch!“

Ein gewisser Anteil der Teilnehmer lehnt sich von der ersten Sekunde an zurück, verschränkt die Arme und schaut mürrisch. Sobald die Fragerunde beginnt, gehen die Arme wieder auf. Um sich zu melden und mit knappen Statements kundzutun, dass man die Ansätze von agiler Führung, New Work und anderen globalen Themen für Nonsens hält. Es folgen einige Erklärungen und Beispiele, warum das so ist.

Anfangs waren wir bestrebt, dagegenzuhalten und die Anmerkungen entkräften zu wollen. Bis wir erkannt haben, dass mancher Teilnehmer recht hat! Denn wenn die- oder derjenige in einem Unternehmen arbeitet, welches ein technisch simples Produkt herstellt, deren Klienten ihre Ansprüche nicht verändern werden oder deren Branche sich nicht wandeln muss, dann haben sie schlichtweg recht. Wenn sie also Baustellentoiletten herstellen, wird agiles Arbeiten für sie keine gute Option sein. Eventuell wird nur einer der vier Treiber – der „Wertewandel“ – auch ihnen zusetzen, aber es bedarf nicht unbedingt agiler Führung, um dem entgegenzuwirken.

 

Zweite Perspektive: „Das brauchen wir nicht!“

Ein anderes Viertel an Teilnehmern hat für uns ebenfalls Gegenargumente parat. Doch bei näherer Betrachtung sind diese anders als oben beschrieben. Satzanfänge wie „Bei uns brauchen wir das nicht…“, „Wir sind nicht betroffen, denn wir sind ja…“ oder „Diese Entwicklung wird nie kommen…“ hören wir dabei häufig. Wir verstehen die Bedenken und teilen auch die Meinung, dass es sehr viel Arbeit bedeutet, den Wandel innerhalb der Organisationen anzugehen. Doch wir hinterfragen die Meinung, dass ein Unternehmen „sicher“ sei, nur weil es eine gewisse Größe oder Historie hat. Es gibt zu viele Gegenbeispiele aus der jüngsten Vergangenheit, wo Unternehmen die Zeichen der Zeit nicht erkannten und nicht mehr auf dem Markt sind.

 

Manchen aus dem zweiten Viertel können wir mit guten Argumenten doch noch überzeugen. Vor allem dann, wenn wir erklären, dass der Wandel in kleinen Schritten angegangen werden kann. Dann schmelzen stellenweise die Bedenken und wir schaffen es, manchen Teilnehmer in die nächste Gruppierung zu bewegen.

Manch ein anderer aus diesem Viertel verbleibt leider in seiner Haltung, dass er hier seine Zeit verschwende und ein Wandel für ihn nicht nötig sei.

 

 

Wir überlegen wie wir noch genauer belegen könnten,

dass die Zeit reif ist, umzudenken.

 

 

Dritte Perspektive: „Bin neugierig“

Unser Lieblingsviertel besteht aus Menschen, die sich mit dem Thema vielleicht schon beschäftigt haben oder gleich vor Ort der Thematik verfallen sind und nun mehr wissen wollen. Sie sehen nicht nur die Notwendigkeit des Wandels, sondern denken auch in Optionen und Chancen.

 

Diese Teilnehmer können wir vor allem damit begeistern, dass wir nicht nur mahnend den Zeigefinger erheben oder darauf hinweisen, dass sich „etwas“ wandeln sollte, sondern dass wir auch pragmatische Ideen und Ansätze mitbringen, wie Organisationen den Wandel gestalten können. Sie verstehen es auch wenn wir sagen, dass es dafür keinen „Zwei-Jahres-Plan“ gibt. Sondern dass man einen Rahmen und Prinzipien setzt und dann im Sinne von Versuch und Irrtum (inspect&adapt) loslegt. Sie fürchten diese Bewegung nicht, weil sie in ihren Unternehmen eine Kultur vorfinden, die ihnen die nötigen Freiräume gewährt.

 

Vierte Perspektive: „Laaaangweilig!“

Von diesen Teilnehmern ernten wir während der Keynote ständiges Nicken und zum Schluss Schulterzucken. Denn alles (oder vieles), das sie soeben gehört haben, kennen und leben sie bereits. Die Ansätze sind für sie nicht neu, die Führung klappt weitestgehend so wie beschrieben und die Veränderungsimpulse bestätigen sie lediglich auf ihrem Weg.

 

Diese Teilnehmer kann man wunderbar „nutzen“, um anhand ihrer Erfahrungen handfeste Bestätigung zu bekommen, dass der Wandel machbar und notwendig und das Ergebnis etwas sehr Anzustrebendes ist.

Und Du so?

 

Alle vier Perspektiven kommen vor und wir akzeptieren sie auch. Die Welt ist im Wandel und nicht jeder springt sogleich auf, ist noch nicht „change-müde“ und will sich und sein Unternehmen verändern. Gedanklich befassen wir uns allerdings am meisten mit dem zweiten und dritten Viertel.

 

Diejenigen, die sich bald wandeln sollten es aber nicht erkennen beschäftigen uns dahingehend, dass wir überlegen wie wir ihnen noch genauer „belegen“ könnten, dass die Zeit reif ist umzudenken. Wenn sie aus unserem Impulsvortrag zumindest mit dem Gefühl rausgehen, die Dinge genauer zu betrachten, war es nicht umsonst. Stellenweise erreichen uns einige Tage später Emails mit der schönen Nachricht, dass der Impulsvortrag das brachte, wofür er gedacht ist: einen lohnenden Impuls dem diejenigen nun etwas genauer nachgehen.

 

Aus dem Viertel derjenigen, die interessiert sind und sich wandeln wollen, entstehen Aufträge und wir freuen uns, sie im Wandel begleiten zu können. Eine win-win-Situation für beide Seiten also.

 

In welchem Viertel würdest Du Dich sehen? Vermutlich nicht im ersten oder vierten („So ein Quatsch!“ / „Laaaangweilig!“), weil Du unseren Blog nicht lesen würdest.

 

Meinst Du vielleicht, Du brauchst das Thema nicht, weil der Wandel einen Bogen um Dein Unternehmen machen wird? Oder bist Du eher neugierig und möchtest erfahren, wie eine Transformation aussehen kann? In beiden Fällen freuen uns auf Dein Feedback!

 

Unsere Keynotes findest Du übrigens hier.

Wir freuen uns auf Dein Feedback!

Christoph